VC: Andere Welt am Horizont

vc_venture_capital_wagniskapital_eine_persoenliche_einschaetzung_der_zukunft_investitionen_gruender_heinz_hafner

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Die Welt des Wagniskapitals hat sich bereits und wird sich noch massiv verändern …

Gewöhnlich war der „VC Markt“ von wenigen, erfolgreichen Spielern geprägt. Das heisst übersetzt, dass die jeweils „Besten“ Startups des Jahres in den Portfolios der „Glücklichen“ zu finden waren. Diese VCs mit dem „richtigen Näschen“ konnte man, Jahr für Jahr, fast an zwei Händen abzählen.

Diese Dominanz ist heute nicht mehr so feststellbar. Eine Unmenge an „Jungen Wilden“ haben die Landschaft komplett verändert: Neben den wenigen „real big ones“ sind eine Unmenge weiterer Startups aktiv die ebenfalls das Zeug dazu haben „durchzustarten“.

Den großen VC Gesellschaften läuft diese „Unübersichtlichkeit“ etwas aus dem Ruder. Der Zeit- und Energiebedarf um „die Richtigen“ zu identifizieren und voll umfänglich zu evaluieren wächst stetig. Der Markt für Wagniskapital wächst in Zahl und Volumen fast schon exponentiell und es werden neue und effektive Techniken & Methoden benötigt um auch nur im Ansatz eine halbwegs ordentliche „Geländeaufnahme“ zu bewältigen.

Eine Konsequenz der Vielzahl: Trends und Muster werden als Indikatoren immer wichtiger. Einzelanalysen können erst erfolgen NACHDEM bereits ein, der Rasterfahndung nicht unähnliches, Vorfiltern geschehen ist.

Welche Trends? Wo geht die Reise hin? Wird es besser oder schlechter? Für wen? Nach welchen Kriterien beurteilt?

Werden mehr oder weniger VCs mehr oder weniger Geld machen?

Paul Graham glaubt „Mehr und Mehr“! [1] Meine persönliche Einschätzung: Alles ist möglich – es hängt ab von der „Clevereness“ des einzelnen Players.

Schafft es ein Wagniskapitalgeber früh genug und zahlreich genug „am Start“ beteiligt zu sein ohne dabei zu hohe Kontroll- & Anteilsansprüche zu erheben so wird er – vorausgesetzt er hat eine effiziente Begleitungskultur – einen massiven Anteil an den „Gewinnern“ haben, ohne überhöhte Investitionsrisiken.

Woran mache ich das fest?

Laut Paul Graham [1] wirken zwei treibende Kräfte: „Startup-Anlaufkosten sinken“ & „Normalitätsgrad einer Startup-Gründung steigt“.

Soll heissen: Was vor 20-30 Jahren noch, gelinde gesagt, als exotisch galt: Eine eigene Unternehmung gründen!

Zählt heute schon fast zu einem der drei „normalen“ Wege zum Erfolg: Job, Studium oder Firmengründung.

Mit „Firmengründung“ ist dabei nicht gemeint eine überschaubare, bodenständige Selbständigkeit zu starten, sondern „Das große Ding“ wagen.

Und hier unterscheidet sich meine persönliche Sichtweise von den meisten VCs, oder zumindest den offiziell abgegebenen Prognosen und Einschätzungen gravierend:

Nimmt man die beiden Trends „billiger“ und „normaler“ als gegeben an so ist die klare Konsequenz: Gründer benötigen Wagniskapital, des Kapital willens erst später, viel später oder im Extremfall gar nicht mehr! Vorsicht: Damit ist die reine „Finanzspritze“ gemeint, nicht die Intelligenz und das Netzwerk dahinter! Hierzu einen eigenen Abschnitt weiter unten …

Ich schließe hier all die „Pseudo-Gründer“ aus die versuchen mit Hilfe ausgefeilter Pitch-Decks Aufmerksamkeit, Anerkennung und in letzter Konsequenz „Durchfinanzierung“ zu erhalten.

Wen ich mit „Startup-Gründer“ meine, das sind ambitionierte, fast schon getriebene Unternehmer mit einer klaren Mission im Herzen und einer wagemutigen Vorstellung des Machbaren im Kopf UND der zugehörigen Portion Durchhaltevermögen und Hingabe um es auch „bis zum Schluß“ durchzuhalten.

Auf Basis der heutigen Möglichkeiten ist es nicht unrealistisch auf Basis einer Liquidität von 100-300 TEURO die gesamte Seed-Phase zu realisieren.
Eine ideale „Range“ für Angels, Crowdfunding-Plattformen und/oder Eigeneinlagen der Gründer!

Diese erste Phase lässt sich dabei noch deutlich in Anlauf, Konkretisierung, Materialisierung und Professionalisierung aufteilen. Jeweils mit völlig unterschiedlichen finanziellen und organisatorischen Anforderungen je Phase.

Schafft es ein Gründer oder ein Gründer-Team durch diese vier Schritte hindurch so ist dies klar an folgenden Aspekten erkennbar und sehr einfach messbar:

  • Produkt(e)
  • Kunden
  • Lieferanten
  • Brutto-Umsatz (Volumen, Kosten, Einnahmen)
  • Team
  • Strukturen (Kosten & Nutzen)

Alle obigen „Tatsachen“ sollten bereits, ein paar Monate lang, eine gewisse Stabilität vorweisen.

Jetzt, in der A-Runde, kann auf Basis obiger Fakten, einer klar und scharf darstellbaren Zukunftsprognose und dem wagemutigen Ausblick auf die „Big Story“ an die umfassende Finanzierung im großen Stil herangegangen werden …

Ideal gedacht: Alles innerhalb von Tagen, nein Stunden über die Bühne bringen und damit keine „Sekunde“ am Markt verlieren …

Heftig formuliert: Der „Schnellste“ bekommt den Zuschlag !

Nicht ganz richtig: Der „Schnellste“ und „Höchstbietende“ bekommt den Zuschlag!

Nicht wirklich: Der „Schnellste“, „Höchstbietendste“ und vor allem „Fairste“ bekommt den Zuschlag!

Was soll das im Detail heissen? Wir sind hier ja nicht auf dem Basar und schon gar nicht ist es eine einseitige Entscheidung!

Tja, und hier kommt die „Down-Side“ für alle Wagniskapitalgeber: Heute kann das Gründer-Team das Wagnis auf die Skalierungsphase kondensieren.

D.h. auf Basis der faktischen Ergebnisse und einem klaren Skalierungsplan kommt es nicht mehr zu der „Jetzt MUSS Geld her“ Phase zwischen Seed und A.

Der cleverste und vielversprechendste Ansatz lautet Grassroots solange bis positive Ergebnisse vorliegen.

Dann lediglich intelligentes Geld und zugehöriges Netzwerk einladen mit dem einzigen Ziel: „Geschwindigkeit“ durch exorbitante Erhöhung von Schlagkraft & Schlagzahl zu erreichen!

Selbst in der A-Runde wird hierbei faktisch keine astronomische Summe von Anfang an benötigt. Um die anstehenden 1-2 Jahre der Firmen-, Produkt- & Marktentwicklung optimal zu gestalten reichen oft 2-3 Mio. um strategisch ideal und operativ völlig ausreichend agieren zu können.

Die größte Verfälschung an dieser Stelle entsteht durch die VC Branche selbst:

Investitionsvolumen = <festgesetzter Firmenwert> * <vereinbarte Beteiligungshöhe>

Das klassische Gezeder zwischen Gründern & Investoren im entscheidenden Moment der Einbringung des Kapitals … a never ending story on this planet 🙂

In diesem kritischen Moment wiederholt sich das immer gleiche Spiel: Zeit gewinnen, Druck aufbauen, Optionen öffnen …

Das Ergebnis der Zukunft wird tendenziell sein: Geringere Beteiligungshöhe, weniger Kontrollmöglichkeiten und weniger direkte Einflußnahmemöglichkeiten für Investoren!

Will der Wagniskapitalgeber in Zukunft weiterhin das gleiche, angestrebte Volumen einbringen und damit hohe Gewinne einfahren so muss er sich ggf. mit einer höheren Zahl an Investitionen in der Zukunft anfreunden oder sich auf High-Stakes sehr investitionsintensiver Branchen fokusieren (Medizin, Infrastruktur, Industrie, Geo-XXX)

Die Zukunft wird zeigen, ob die Zahl der Investitionsmöglichkeiten in Startups sich schneller oder langsamer verändert als die erreichbare Beteiligungshöhe im einzelnen Startup.

Und hier greift mein Punkt von oben:

Die Gewinner unter den professionellen, fast schon serienfertigungs-orientierten Investoren werden diejenigen sein, welche es schaffen beiderseitiges Vertrauen im Laufe der Seed-Phase mit den Gründern aufzubauen um dann schnell, fair und zahlungskräftig den Zuschlag im „Window-of-Opportunity“ zu erhalten.

spot, serve, offer, close
[entdecken, begleiten, bieten, erhalten]

Wer werden die Verlierer sein?

Alle diejenigen die einen der obigen Punkte nicht verstanden haben, verstehen wollen oder einfach nicht konsequent genug in ihre Handlungsweisen übergeführt haben!

Der Prozess der Entdeckung ist geprägt von Rasterfahndungs-Verhalten

Der Weg der Begleitung benötigt Geduld, Hingabe und ausreichend Toleranz gegenüber anfänglicher, gegenseitiger Findungsprobleme OHNE direktem return-on-invest.

Der Betrag des Gebotes sollte „passend“ und damit „konkurrenzfähig“ gestaltet werden. Nicht das höchste Gebot bekommt immer den Zuschlag eher das fairste und geeignetste!

Aber ist denn das alles noch sinnvoll? Die stetig steigenden und bereits heute sehr,  sehr hohen Firmenwert-Einstufungen? Die stetig sinkenden Einflußnahmemöglichkeiten?
Die immer schneller ablaufenden Vertragsphasen?

Nicht derjenige wird gewinnen der den einzelnen Deal erwürgt, sondern derjenige der mit Zielsicherheit dem „Richtigen“ dient.

Das Trüffelschwein wird besser abschneiden als der Zitronenquetscher!

Und was macht ein VC nun optimalerweise konkret?

Er findet „Gründungswillige“, findet heraus was sie am meisten brauchen – also vom Erfolg abhält – begleitet und liefert …

Und was tun diese „Gründungswilligen“ am besten? Gründen, konkretisieren, umsetzen und professionalisieren bis die Musik richtig spielt …

Wie im restlichen Geschäftsleben auch: Nachfrage und Angebot regelt den Markt! Na dann los … platziert Eure Lösungen und holt Euch die blutige Nase …


 

Autor/Editor: Heinz J. Hafner
Pioniergeist & Soziales Unternehmertum
Zur Person – ein umfassendes Interview


inspiriert durch:

[1] Paul Graham, „Startup investing trends“

[2] EY, „Global-venture-capital-insights-and-trends-report

[3] Forbes, „trends-show-crowdfunding-to-surpass-vc-in-2016“

[4] VC Magazin, „3368-gute-infrastruktur-trifft-wachsende-gr%C3%BCndungskultur“

[5] Inc., „7-top-trends-in-venture-capital“

 

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